Britta Kuth

Erst wollte ich nur einen Kurs bei ihr besuchen. Dann kam mir die Idee, die Künstlerin hier vorzustellen. Als ich Britta Kuth von meinem Blog-Vorhaben erzählte, war sie direkt Feuer und Flamme. So haben wir uns spontan auf einen Kaffee getroffen. Hier ist also mein erstes Künstlerportrait.

Ihre Leidenschaft für Mosaikkunst hat Britta Kuth bereits während des Studiums der Kunstgeschichte entdeckt.

„Ich war fasziniert von den Mosaikwerken von Künstlern der klassischen Moderne wie Chagall und Braque und habe einfach irgendwann selbst angefangen, Mosaike herzustellen.“

Das erste Projekt waren „Polterherzen“, kleine Erinnerungsstücke an den Polterabend liebender Paare. Heute fertigt sie Auftragsarbeiten an, beteiligt sich an Charity-Projekten wie dem Butterfly Project und genießt es, sich auf Reisen neue Inspiration zu holen. Ihre Werke werden in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt.

Die Kunsthistorikerin lebt mit ihrer Familie in Bergisch-Gladbach bei Köln. Und schafft den Spagat zwischen Theorie und Praxis: Neben ihrer Tätigkeit als Mosaikkünstlerin schreibt sie als freie Autorin und hält Vorträge über historische und aktuelle Mosaikkunst.

Momentan gefällt Britta besonders die Arbeit in Mixed Media. „Meistens stelle ich erst nach einigen Arbeiten fest, wo die Reise gerade hingeht. So war es auch bei diesen Werken. Irgendwann habe ich gemerkt, dass sie die Eigenschaft eint, Alt und Neu in Beziehung zu setzen – sowohl durch den Einsatz verschiedener Materialien, als auch auf inhaltlicher Ebene.“

Bei „Tradition“, entworfen für das französische Projekt „Rondeurs et Fées Mères“ zum Thema Geburt und Schwangerschaft, ist „das Alte“ das Zitat eines Ritus: „Schmuck zur Geburt zu verschenken ist sowohl in primitiven als auch hochentwickelten Völkern seit vielen Jahrhunderten Tradition“, so die Künstlerin. Der Ring trägt das Geburtsdatum ihrer ältesten Tochter Marie Jeanne.

Tradition
„Tradition“ (2011), 17×24 cm, Glas, Gold, Millefiori auf Edelstahl und gerostetem Metall
© Britta Kuth

Schimmernde Smalti und hochwertiges Edelstahl kontrastieren mit einem Blütenblatt aus Metall, das – völlig durchrostet – zart und zerbrechlich wirkt und dennoch die beiden runden Elemente zusammenhält.

„Zu dem Projekt gehören Werke aus verschiedenen künstlerischen Medien wie Mosaikkunst, Fotografie und Lyrik. Sie alle reflektieren aus kunsthistorischer Perspektive die Veränderungen in der Mutterschaft.“

Initiiert wurde dieses Genre übergreifende Projekt von einer plastischen Künstlerin, einem Photografen, einer Lyrikerin und einer Kunsthistorikerin. Internationale Mosaikkünstler wurden dazu aufgerufen, sich mit ihren Arbeiten zu beteiligen. Ausgewählte Einsendungen sind zusammen mit den Werken der Initiatoren in einem Bildband erschienen und hier erhältlich.

Ein weiteres Werk ihrer Serie „Mixed Media“ entstand nach dem bekannten Artist Drive in Death Valley, Californien. Die schillernden Farben der Felswände, die eine ca. 15 Kilometer lange Wüstenstraße säumen, strahlen in Rot, Orange, Gelb, Grün und anderen prächtigen Farben.

Artist Drive
Das Original: Der berühmte Artist Drive in Death Valley, Kalifornien
© Allie Caulfield
Artist Drive, Britta Kuth
Das Werk von Britta Kuth: Artist Drive (2011), 66x11x6 cm, Smalten, Gold, Glass auf Fundholz
© Britta Kuth
Artist Drive, Britta Kuth
Wunderschön changierende Smalten zieren das Fundstück aus dem Death Valley

Ihre Schönheit verdanken die Originale mineralischen Ablagerungen aus Oxyden und Kupfer, die sich in der Abendsonne am besten entfaltet.

„Die Farbpalette der von mir genutzten Smalti dagegen stammt von der bekannten Berliner Firma Puhl und Wagner, die leider 1969 geschlossen wurde.“ Ein Genuss war es, sagt sie, die changierenden Töne auf dem Fundholz des Death Valley zu arrangieren. „Es hat mehr als zwei Jahre gedauert, bis ich mit Artist Drive ein Objekt hatte, das es würdig war diese wunderschönen alten Smalti zu verwenden.“

Auch Möbeldesign und Wohntrends spiegeln sich in den Arbeiten der Künstlerin. „The Swan“ aus der Serie „Living in a Box“ zitiert einen der bekanntesten Stühle von Arne Jacobsen von 1958.

The Swan, Britta Kuth
„The Swan“ (2011), 30x21x6,5 cm, Smalten, Millefiori in einer ausrangierten Schublade
© Britta Kuth

Das Motiv ist eingebettet in ein modernes Interieur, das Elemente der britischen Designerin Tricia Guild aufnimmt. „Das Werk ist der Beginn einer Serie von Mosaiken zum Thema Klassiker und Wohnen.“ Die Holzkiste, eine ausrangierte Schublade, verweist auf das Alte in neuer Szenerie. Der Betrachter wird damit zu einem Wanderer durch die Zeiten, während das Werk selber Fragmente verschiedener Epochen zu einem neuen Ganzen zusammenfügt.

In meinen Augen ist es eben das, was Brittas Werke so einzigartig macht: Sie erzählen persönliche Geschichten, die immer auch einen Teil ihrer Eindrücke als Kunsthistorikerin widerspiegeln.

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