Vom Interview zur Installation: Mit Nicole Zäch in Genf

Schule schwänzen war noch nie so schön: 2 Wochen bin ich hier in Genf bei einer Mosaikinstallation dabei. Das Tolle ist: Es ist nicht irgendein Projekt, sondern das von Nicole Zäch, das ich euch vor zwei Jahren schon in einem Interview vorgestellt habe.

Über 4 Etagen des riesigen Treppenhauses einer lichtdurchfluteten Villa rankt sich das Mosaik, wenn es fertig ist. Fast 150 Quadratmeter aus irisierenden, matten und transparenten Steinchen mit Namen wie Ginger, Apple, Pear und Avocado verlegen wir zu Dritt hier in Genf.

Ich bin stolz wie Oskar, dabei zu sein bei diesem Projekt. Denn auch wenn ich kein einziges Teilchen im Studio aufgeklebt habe, so habe ich doch die Vorbereitung mitbekommen, als ich Nicole 2013 in Berlin besucht habe. Da war mir noch gar nicht klar, dass ich eventuell selbst mal auf einem Baustellengerüst balancieren würde, um dieses Mosaik gemeinsam mit ihr an die Wand zu bringen.

Fasziniert war ich von dem Projekt schon damals. Nicht nur wegen der Ausmaße, sondern auch, weil es zeigt wie schön Mosaik und Architektur zusammen spielen können: Durch offene Architektur, viel Glas und eben den überlegten Einsatz von Farbe und Material des Mosaiks verschwimmen Innen und Außen. Wenn man im Eingangsbereich steht, das kann ich mir jetzt bereits vorstellen, meint man immer noch in der Natur zu sein. Ein bisschen so als befinde man sich mitten im Wald vor einem Baumhaus, und die Wendeltreppe, die nachträglich eingebaut wird, führe einen bis in die Krone hinauf in ein immer lichteres Blätterwerk.

Körperlich anstrengend ist das Arbeiten auf der Baustelle, keine Frage. Matten prüfen und sortieren, Kleber aufbringen, Papier lösen, Kleber abwaschen und Fugen säubern – nach 10 Stunden Tagen falle ich abends glücklich, aber völlig erledigt ins Bett. Ich kann nun sehr gut verstehen, warum Nicole ihre Mosaiken selbst verlegt: Es ist etwas völlig anderes, das Mosaik am Ort für den es bestimmt ist, täglich wachsen zu sehen. Im Team gemeinsam Meter zu machen und am Ende des Tages zu sehen wie sich das Licht zu verschiedenen Tageszeiten und Wettersituationen in immer mehr Glassteinchen bricht. Und das Gesicht von Architekt und Auftraggeber, wenn sie auf die Baustelle kommen, um den Stand der Dinge zu sehen.

Es wird wahrscheinlich 4 Wochen dauern bis alles angebracht und verfugt ist. Ich bin 2 Wochen dabei und lerne Dinge, die keine Schulstunde einem beibringen kann: Zum Beispiel, dass Wände im echten Leben selten die Maße aufweisen, mit denen das Mosaik auf dem Papier geplant war – und hier schnell und sauber improvisiert werden muss. Dass es gar nicht so einfach ist, ruhig zu arbeiten, wenn über einem noch die Wand verputzt wird, der Gestank von brennendem Bitumen in die Nase steigt und drei Radios gleichzeitig laufen. Dass es tatsächlich Gold wert ist, wenn Kartons mit Mosaikmatten ordentlich verpackt und alle Teile Bilderbuch artig beschriftet sind.

Auch wenn ich die Fertigstellung leider nicht mitbekommen werde: Auf die finale Höhe von 14 Metern werden wir während der Zeit, die ich mithelfe trotzdem kommen, da wir uns zuerst auf der schmalsten Wand nach oben vorarbeiten. Von dort aus kann man übrigens den Genfer See sehen. Und die schneebedeckten Berge um ihn herum.

Hier geht es zum mused Videointerview mit Nicole Zäch aus 2013, in dem ihr mehr über die Künstlerin und die Hintergründe zum Projekt erfahren könnt.

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2 Comments

  1. says: Renate Ziegler-Martin

    Hallo Miriam,
    freu mich für Dich! Es ist toll wenn es spass macht und dabei auch noch was lernen kann. Also, schöne und lehrreiche Zeit. Vielleicht sehen wir ja auch noch die fertige Wand.
    lb. Grüße Renate Ziegler-Martin

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