Arsprototo 2/2022, Das Magazin der Kulturstiftung der Länder

Das verbindende Element des Mosaiks

In einem Zelt einer Duisburger Geflüchtetenunterkunft luden die Mosaikkünstler:innen Miriam Bastisch und Ulrich Schmöckel-Spano in Zusammenarbeit mit der cubus kunsthalle Duisburg eine Woche lang ukrainische Geflüchtete zum Experimentieren mit der Technik ein. Die antike Tradition des Mosaiks ins Jetzt zu übersetzen, Menschen zusammenzubringen und gemeinsam etwas Bleibendes zu schaffen – das ist ihr Anliegen.

„Mein Name ist Miriam Bastisch und Mosaik ist meine Leidenschaft.“ Wenn man die Website der Projektinitiatorin besucht, schlagen einem prompt diese Zeilen entgegen. Liest man weiter, steht dort: „In einem Stück Marmor versammeln sich Jahrmillionen unserer Erde. Im Mosaikhandwerk Jahrtausende von Kulturgeschichte.“ Nach einem kurzen Gespräch mit ihr ist klar: Es handelt sich nicht um leere Worte. Ihre Begeisterung ist spürbar, auch über die wackelige Telefonverbindung. Sie ist so groß, dass die studierte Medien- und Kulturwissenschaftlerin 2013 ihren Job in Deutschland kündigt, um zweieinhalb Jahre an der renommierten „Scuola Mosaicisti del Friuli“ in Spilimbergo im Norden von Italien zu studieren. Bereits vorher hatte sie ihren Blog (www.mused-mosaik.de) gestartet, in dem sie verschiedene Künstlerinnen und Künstler, die mit der Technik arbeiten, vorstellt und selbst Tutorials anbietet. Zurück in Deutschland, möchte Bastisch das Gelernte dann auch analog weitergeben, und viele Projekte mit unterschiedlichen Zielgruppen, oftmals gemeinnützigen Trägern, sind seither entstanden.

Als Miriam Bastisch Anfang 2022 die Projektausschreibung zum Förderprogramm der Kulturstiftung der Länder „Sonnenstunden“ erreicht, zögert sie nicht lange. „Ich hatte ohnehin schon überlegt aus Eigeninitiative ein Projekt für ukrainische Geflüchtete anzubieten“, sagt sie. Gemeinsam mit Ulrich Schmöckel-Spano, der nach seiner Ausbildung an der „Mosaikbauschule Dortmund“ ebenfalls in diesem Feld arbeitet (www.miramosaico.de), und der cubus kunsthalle Duisburg entwickelt sie das entsprechende Konzept. Schnell ist klar, dass das Projekt direkt vor Ort bei den Menschen stattfinden soll, um Zugänge zu erleichtern und komplizierte Anreisewege, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu vermeiden. Die Geflüchtetenunterkunft in Duisburg stellt spontan ein Zelt zur Verfügung und unterstützt das Vorhaben mit Dolmetscherinnen.

Im Sommer 2022 startet schließlich die Projektwoche: „Anfangs waren wir noch unsicher, wie wir die Leute ansprechen und einladen sollen. Aber schnell kam Interesse auf. Kinder und Jugendliche kamen sogar auf Rollschuhen direkt zu uns ins Zelt gerollt“, erinnert sich Bastisch. An sieben Tagen für jeweils fünf Stunden konnten Teilnehmende aller Altersgruppen gemeinsam unter dem Motto „Wahrzeichen der Ukraine“ hämmern, skizzieren, werkeln und kleben. „Wir haben viele vorbereitete Steine aller Größen, Materialien und Farben mitgebracht, aber natürlich wollten wir den Teilnehmenden auch nicht unterschlagen, selbst ein paar Fliesen zu zerhämmern, das macht ja immer besonders viel Spaß. Danach konnten alle ein eigenes Motiv wählen und zunächst auf ein Netz, das als Träger fungiert, und dann auf eine Leichtbauplatte legen und kleben. Natürlich haben wir dabei unterstützt und die Grundlagen erklärt. Farben mischen und Kontraste erzeugen ist im Mosaik komplexer als beim Malen. Am Ende des Workshops wurden alle Einzelmosaike zu einem großen Gemeinschaftswerk zusammengesetzt und als Team die Lücken gefüllt“, erzählt Miriam Bastisch.

Entstanden ist ein großes, buntes Bild. Neben Wahrzeichen der Ukraine finden sich dort Schmetterlinge, Ziegen, Blumen und allerlei Anderes. Miriam Bastisch schließt: „Wenn viele kleine Steine ein großes Bild ergeben, kann das verbindende Element des Mosaiks zum Symbol für Vielfalt werden und ein Zeichen für ein besseres Miteinander setzen“.

Text: Anna Marckwald, Kulturstiftung der Länder

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