Harte Schale, schöner Kern: Pistacchio ara

So viel scheinbar Gewöhnliches trägt eine eigene Schönheit in sich. Und landet doch unbeachtet im Mülleimer. Doch was, wenn aus diesen kleinen Dingen des Alltags etwas Neues entsteht? Durch ungewöhnliche Verwendung oder Kombination mit anderen Werkstoffen?

Momentan zieht es mich zu allem, was organisch ist. Zu Kirschkernen zum Beispiel, oder Pistazienschalen. Ich kann mich an ihrer Form erfreuen, die immer gleich und doch irgendwie anders ist. Jeder Kern ist ein kleines Individuum und hat eine besondere Farbgebung, ist ein wenig gewölbter oder flacher, heller oder dunkler, trägt Lilaanteile, Gelb oder Grün in sich. Viele von ihnen nebeneinander, ob wie Schuppen aufgestellt oder zu einem dichten Federkleid verwoben, enfalten eine ganz eigene Wirkung.

Organisch schön

Die hölzern anmutenden kleinen Objekte faszinieren mich in ihrer schlichten Form, ihrer kleinen Seele. Seit einigen Wochen experimentiere ich daher mit dem recycleten Material, lasse es für sich in Zement gebettet stehen, bemale es mit Acrylfarbe, bette es in Wachs. Gerade kombiniere ich es mit Glas und Kieselsteinen. Was daraus entstanden ist, ich nenne es Pistacchio Ara, könnt ihr in der Galerie oben sehen.

Woher bloß all die Schalen?

Ihr fragt euch jetzt vielleicht, woher ich die ganzen Schalen habe? Nun ja, ich mache, um genügend Material für meine Schalenoberflächen zu haben, gerade alles Mögliche aus den nahrhaften kleinen Dingern: Pistazieneis, Pistazienbrot, Pistazienpesto. Woran sich wiederum meine Mitmenschen sehr erfreuen, die zum Abendessen und so weiter von mir eingeladen werden. Wofür ich sie wiederum einlade, Pistazienschalen mitzubringen. Also keine Angst: ich esse sie nicht tütenweise alleine auf.

Pistazien und die Fingernägel

Wusstet ihr übrigens, dass Pistazienschalen die Vorgänger der künstlichen Fingernägel waren?  Im frühen 19. Jahrhundert haben viele Damen der Oberschicht leere Pistazienschalen auf den Fingernägeln getragen, welches zur langsamen Verbreitung künstlich modifizierter Nägel in Europa beitrug. Ich bin kein Fan von langen Fingernägeln, aber ich finde den Ansatz sehr schön, denn er zeigt, wie kreativ die Leute früher Material aus der Natur wiederverwendet haben. Und, dass Pistazien nicht immer nur Fingernägel kaputt machen müssen, wie das sonst zumindest mir beim Schälen ergeht.

PS: Das Ganze ist nicht einfach zu fotografieren. Ich unternehme morgen einen neuen Versuch bei sonnigen Lichtverhältnissen.

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