Letzte Woche war es endlich soweit: Mein Portrait ist fertig geworden!
Die Arbeit daran hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Jeder Bereich im Bild hat etwas neues mit sich gebracht: neues Material, neue Textur, neue Farbmischung. Und alles, was wir im zweiten Jahr gelernt haben fand in dieser Arbeit auf magische Weise zusammen.
Ich bin ein ausgesprochener Fan von natürlichen Materialien wie Marmor und Stein. Deshalb war es mir wichtig möglichst wenig Smalten in die Arbeit zu integrieren. Die Iris und der Schal – beides im Original Blautöne, die in Marmor schwer zu finden sind und im Bild meiner Meinung nach auch eine prominente Rolle spielen und daher Lichtreflexe verdienen – bestehen daher aus venezianischem Glas. Weil sie so gut passten sind auch einige Stücke Glas im Kleid zu finden und ein paar Rosatöne in den carnaggioni stammen aus einer alten Bisazzaproduktion. Hier mischen wir die Außenseite der Stücke mit dem Marmor, da sie weniger Licht reflektieren.
Mein Arbeitsansatz war nicht der traditionellste. Schließlich ist die Schule ja zum Experimentieren da, dachte ich mir: Ich habe mit unregelmäßig geformten Teilchen gearbeitet und hier und da auch mal viel Fuge gelassen. Und – nach Musiva im letzten Jahr – sind auch in dieser Arbeit wieder verschiedene Ebenen vorhanden: Der Handschuh, auf den die Dame sich stützt, ist einige Millimeter erhaben und das Haar besteht aus Vulkanstein, den ich für meine Abschlussarbeit besorgt und schon in der Schule parat liegen hatte. (Die Story dazu folgt nächste Woche). Je länger das braunrote Material vor mir lag, desto mehr bekam ich Lust, mit ihm das Volumen der Lockenpracht herauszuarbeiten. Drei Anläufe hab ich gestartet, das leichtgewichtige und poröse Gestein in seiner natürlichen Form belassen um das Gesicht zu natürlich fließendem Haar zu arrangieren. Und nachdem das Ergebnis mal mehr Rasta- als Lockenkopf und mal zu platt für meinen Geschmack war, gefällt es mir nun.
Abgefahren ist das, wenn sich aus einer Reihe Teilchen auf einmal eine Nase formt, dann der Mund, und schließlich das Gesicht plastisch wird. Ein Steinchen in der falschen Farbe oder Form kann den gesamten Gesichtsausdruck ändern oder den Schwung einer Wange verfälschen. Auch deshalb ist es wichtig (vor allem in Bereichen wie den Augen, Nase und Mund) genau die Andamenti zu befolgen und die Farbkontraste korrekt zu wählen.
Ich würde jetzt am liebsten ein ganzes Jahr lang weitermachen mit Mosaikportraits. Aber im nächsten Ausbildungsjahr ab September folgen ja schon die zeitgenössischen Arbeiten, und darauf freue ich mich. Einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen wir schon in unserer Abschlussarbeit, in der wir mittendrin stecken. Nächste Woche Freitag ist dann der letzte Tag in der Schule. Ich werde euch berichten, wie die Prüfungswoche zu Ende gegangen ist!
Als erstes-tolle Arbeit, Hut ab.
Sehe ich das richtig. Auf der Vorlage/Motiv liegt eine Folie, und die Steine werden auf die Folie geklebt???
Hallo Sebastian, danke für die Blumen.
Ganz genau, wir arbeiten in der Schule fast immer so, um das Motiv auf einfache Weise zu „kopieren“. Wichtig ist dabei, dass durch den Zementkleber eine geschlossene Fläche entsteht. Dafür braucht es etwas Übung. Im Nachhinein muss das Mosaik zur Verstärkung übrigens noch auf einen festen Untergrund gebracht werden, da der Kleber allein nicht genügend Stabilität bringt.