So langsam haben wir die Hauptmotive der aktuellen byzantinischen Gruppenarbeit fertig. Nun geht es an den Hintergrund, und der besteht – typisch byzantinisch – komplett aus Goldsmalten. Das Gold steht für das göttliche Licht, das Unsichtbare, den heiligen Geist, Unendlichkeit. Weil es Licht reflektiert, macht es die Figuren, die es umgibt leicht und lebendig.
Im Falle unseres Mosaiks aus dem Baptisterium di San Giovanni macht erst das Gold die Höllenszene so richtig dynamisch und kontrastreich. Und das war sicherlich von seinen Machern geplant, denn die Darstellung des Teufels und der Hölle sollte den Gläubigen im Mittelalter Angst machen und Ehrfurcht verleihen. Sie musste daher viel Aufmerksamkeit erregen und gut lesbar sein.
Rund 22 Kilogramm Goldglas werden wir in dem Mosaik verarbeiten, und zwar mit einer Mischung aus Citrone, Gaggia und Oro Naturale (sowie Resten anderer Nuancen, um die Farbmischung etwas anzureichern). Ein teurer Spaß bei bis zu 200 € pro Kilogramm. Daher war es diese Woche erst mal Zeit für eine kleine Einweisung. Was wir gelernt haben hier für euch frisch zusammengefasst.
Gold ist nicht gleich Gold: verschiedene Typen von Goldmosaik und ihre Herstellung
Herstellung
Nicht nur in Kirchen strahlt Gold Wärme, Eleganz und Glanz aus. Auch in euren Mosaikprojekten kann das Material Akzente setzen und euren Materialmix bereichern. Aber wie wird das glänzende Glas eigentlich hergestellt?
Zwischen zwei Schichten Glas wird eine Folie Blattgold eingearbeitet. Hierzu wird auf einer bereits erkalteten getönten Glasplatte eine Folie Blattgold fixiert, indem sie mit einer sehr dünnen zweiten Glasschicht (ca. 0,1 bis 0,5mm) auf dem Untergrund verschmolzen wird. Bei guter Verarbeitung bleibt das Gold fest zwischen den beiden Schichten Glas verbunden.
Die fertigen Pizzen mit Goldfolie haben einen Durchmesser von ca. 10 cm. Aus ihnen werden 8 x 8 cm große Smaltenplatten geschnitten oder kleinere Teilchen in den Formaten 1 x 1 cm oder 2 x 2 cm.
Typen – Antik und modern
Das oro antico, das antike Goldmosaik, wird für Restaurationszwecke verwendet, weil es für das gemeine Auge etwas verbrauchter aussieht und dem Gold sehr nah kommt, das zu byzantinischen Zeiten verarbeitet wurde. Das Blattgold ist hier besonders gut mit dem Untergrund verschmolzen und ist daher gebrochener. Hier habt ihr es mit einer Höhe von 5 – 6 mm zu tun. Deshalb, und auch wegen der hochwertig verarbeiteten Basis, schneiden sich die antiken Goldsmalten in der Regel wie Butter. Die Grundglasplatte ist – je nach Goldton – gelblich bis braun gefärbt.
Das oro moderno, das moderne Goldmosaik, hat eine sehr homogene Goldoberfläche und eine Höhe von 3 – 4 mm. Das Basisglas ist meist türkis gefärbt. Die dünne Schicht, die das Blattgold bedeckt variiert je nach Farbe des Endproduktes von Türkis bis Rot.
Farben – Von Kupfer bis Zitrone
Während sich die antiken Goldsmalten auf die wenigen Farbnuancen Weiß, Zitrone, Gelb, Orange und Kupfer beschränken, gibt es unter den modernen Goldsmalten eine weitaus größere Farbpalettte: Giftgrün, Knallorange, Weinrot, Violett… die Farbpalette ist groß.
Oberflächen – Glatt und gewellt
Wer noch mehr Bewegung ins Mosaik bringen will, kann auf das oro ondulato (gewelltes Gold) zurückgreifen. Es wird hergestellt wie das Goldmosaik mit glatter Oberfläche, nur wird das Grundglas in Formen gepresst, die für die gewellte Oberseite sorgen.
Echt- von Falschgold unterscheiden
Und nun zur wichtigen Frage: Wie kann ich sicher gehen, dass ich es mit echten Goldsmalten aus Italien zu tun habe?
Wenn ihr die Mosaiksteinchen von der Seite betrachtet, seht ihr den oben beschriebenen Aufbau: getöntes Grundglas, Blattgold, hauchdünne Glasschicht. Diese Schichten sind absolut fest durch Verschmelzen miteinander verbunden – das Gold kann also nicht durch Kratzen zerstört werden. Wenn ihr euch nicht sicher seid, dann zerteilt ein Stück Glas und schaut euch an, was mit dem Blattgold passiert. Löst es sich vom Glas ist das ein sehr schlechtes Zeichen. Auch solltet ihr bei Glasplatten von über 8 x 8 cm skeptisch werden. Dies ist nämlich die maximale Größe, in der echtes Blattgold verarbeitet wird.
Es gibt Fakes, bei denen das falsche Blattgold mit einem dünnen Plastikfilm versiegelt ist. Bei anderen ist es einfach nur auf das Glas aufgeklebt und kann einfach abgekratzt werden.
Herausforderungen bei der Verarbeitung von Goldsmalten
Wer von euch schon mal mit den schimmernden tesserae gearbeitet hat, ist eventuell bereits einer dieser Herausforderungen begegnet.
Empfindliche Oberfläche
Die Oberfläche der Goldsmalten ist superglatt (zumindest, wenn ihr nicht gerade die ondulati verwendet). Um einen sauberen Schnitt der Mosaikteilchen zu erhalten, solltet ihr mit einer Kante des Hammers arbeiten, nicht mit der gesamten Oberfläche (für einen geraden Schnitt dennoch den Hammer senkrecht halten). Ein entschiedener, aber gefühlvoller Schlag ist das Rezept für ordentlich geschlagene Teilchen ohne fiese Macken.
Glatte Oberfläche
Ein Nachteil der glatten Oberfläche (denn auch die Unterseite ist glatt und besitzt kaum Unregelmäßigkeiten, fast wie ein Spiegel), dass der Zementkleber schlecht Halt findet. Also immer darauf achten, dass alle Teilchen fest verklebt sind.
Geringe Höhe des oro moderno
Wer nicht gerade das Gold verwendet, das bisher exklusiv für die Basilica di San Marco in Venedig hergestellt wurde (bis zu 10 mm hoch), oder das mittelhohe oro antico, der hat es mit Steinchen mit einer Höhe von 3 – 4 mm zu tun. Und das macht das Arbeiten ziemlich unangenehm. Denn wer normalerweise Mosaiken mit einer Oberfläche von 1 cm oder mehr erstellt, ist nun gezwungen, den Höhenunterschied zwischen Goldsteinchen und Goldsmalten mit einem ordentlichen Bett Zementkleber auszugleichen. So wird das Mosaik allerdings anfällig für Beschädigungen. Also Vorsicht walten lassen, dass alles gut verklebt ist.
Fettige Oberfläche
Es scheint etwas merkwürdig, aber ist tatsächlich so: Da die Goldsmalten (Fliesen von 8×8 cm und kleinere Teilchen) mit einem Glasschneider auf Ölbasis geschnitten werden, findet sich auf ihrer Oberfläche häufig ein Fettfilm. Dieser verhindert, dass sich der Zementkleber mit dem Glas verbinden kann. Zu empfehlen ist daher, das Gold vor der Verarbeitung mit einem Fettlöser zu säubern.
Effekt des Goldes häufig unterschätzt
Gold wirkt edel, nicht zuletzt weil es Licht reflektiert. Eine Fläche komplett aus Goldsmalten zu gestalten kann erstmal verführerisch klingen. Wenn dann aber der Betrachter völlig geblendet ist vom reflektierten Licht, ist das nicht gerade der Effekt, den man erreichen wollte. Eine wohl dosierte Mischung von verschiedenen Goldtönen (kalte und warme, glatte und gewellte Oberfläche) und ein Spiel mit der Neigung können hier weiterhelfen.
Auch auf die umliegenden Farben und Materialien hat das Material natürlich seine Auswirkungen. Aufgrund der Leuchtkraft der goldenen Glassteinchen können Töne, die euch in der Hand noch strahlend und kräftig erschienen, schnell dunkel und fad wirken. Wer mit Gold arbeitet sollte dies im Hinterkopf behalten und den Farben mehr Kraft verleihen als gewöhnlich.
Ich hoffe diese Tipps helfen euch weiter, wenn ihr in euren nächsten Goldrausch verfallt.
Habt ihr weitere Tipps oder Erfahrungen, die ihr hier teilen wollt? Dann hinterlasst unten euren Kommentar!