Frisch gerahmt habe ich ihn heute endlich eingereicht: Meinen Beitrag für Musiva, den schulinternen Wettbewerb von Itineraria, einer Tourismusorganisation der Region Friuli Venezia Giulia. Jedes Jahr wird der Wettbewerb einem regionalen Künstler gewidmet. Die Teilnahme ist freiwillig und wir haben freie Hand bei Wahl von Material, Technik, Auswahl des Werkes und ob wir es kopieren oder uns einfach nur inspirieren lassen wollen. Alle Werke werden in einem lokalen Restaurant in Spilimbergo ausgestellt. Das Publikum, also alle Besucher der Ausstellung, darf pro Jahrgang für ein Werk abstimmen.
Dieses Jahr waren die Werke von Sergio Altieri Thema. Unter seinen Motiven sind häufig Kinder, von denen viele wie Puppen ausschauen, und Landschaften aus der Region. Ein Motiv ist das Haus auf dem Hügel, “La casa sulla collina”. Vom Mondlicht erleuchtet ist es, und vor ihm steht ein Pärchen innig umschlungen.
Auf Zureden von Emilie habe ich mich daran getraut. Mit einer Technik, die für mich völlig neu war. Modern bis zeitgenössisch würde man wohl sagen. Vieles habe ich improvisiert. Und nach anfänglichen Berührungsängsten habe ich gemerkt wie toll es ist, einfach mal zu machen. Ohne einen Lehrer, der mir auf die Finger schaut, ohne Abwiegen von Material. Mit freier Auswahl in Emilies Materiallager (danke dir herzlich dafür!). Keine quadratischen tesserae schlagen, sondern Freestyle. Mit einigen wichtigen Regeln im Hinterkopf, klar. Aber doch so anders als alles was ich bis zu diesem Zeitpunkt gelernt und gemacht habe.
Dieses Experiment hat mir sehr gut getan und mir gewisse Ängste genommen. Dass Farben nicht passen könnten. Dass die Legart nicht zum Motiv passt. Dass ich nach vielen Stunden Arbeit unzufrieden sein könnte mit dem Ergebnis.
Einfach mal loszulegen und auf meinen eigenen Instinkt zu vertrauen war ich vor lauter Schulbank und römischen Motiven nämlich kaum mehr gewohnt. Da war das Motiv von Altieri wahrhaftig eine Spitzenspielwiese: Das Gras vor dem Haus habe ich mit als erstes umgesetzt. Und wie bei einer Malerei konnte ich hier nach und nach die Farben zusammen mixen. Beim Haus wiederum galt es, die Farben im Vorhinein abzustimmen.
Bei all der Konzentration auf Formen und Farben habe ich da so manches Mal den Hell- Dunkelkontrast aus den Augen verloren und musste nachträglich ausbessern. Kalte und warme Gelbtöne, giftiges Grün und warmes Licht: Es waren einige Herausforderungen dabei und ich kann sagen, dass ich oft gekniffelt habe, wie ich denn nun welche Farben und welches Material einsetzte.
Das schöne ist ja, dass viele verschiedene Arten, Farben und Materialien zu kombinieren zu einem guten Ergebnis führen können. Und dass es kein falsch oder richtig bei dieser Zusammenstellung gibt. Am Ende zählt das Ergebnis. Jeder Mosaicista würde die Arbeit von Altieri wohl auf andere Art und Weise interpretieren. Und meine seht ihr oben in der Galerie.
Ich könnte jetzt aufführen was mir alles nicht gefällt und ich gerne ausbessern würde. Aber ich freue mich einfach mal über das Ergebnis. Und dass ich mich blind in dieses Projekt gestürzt habe. Denn außerhalb der Schule lernt man doch noch mal ganz andere Dinge. Unter anderem auf sich selbst gestellt zu arbeiten und ein Mosaik von Anfang bis Ende alleine durchzuplanen. Inklusive Untergrund und Hängung.
Nächstes Mal – das habe ich schon für mich beschlossen – werde ich keine Kopie einer Malerei anfertigen, sondern ein Detail rauspicken. Aber jetzt heißt es erst mal abwarten bis zur Ausstellungseröffnung.
Sobald die Werke hier in Spilimbergo zu sehen sind, melde ich mich bei euch. Falls ihr dann in der Nähe seid, könnt ihr eure Stimme abgeben. Und natürlich freue ich mich, wenn sie unter meinen landet. Aber psst, ich hab nichts gesagt.
Mit L’arte tra fatica e rispetto werden einige Werke von Sergio Altieri übrigens noch bis zum 2. November 2014 in Cormons der Nähe von Gorizia (nahe der slowenischen Grenze) ausgestellt. Weitere Infos findet ihr auf beniculturali.it.
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Untergrund: Wedi / Spanplatte
Material: Smalten, Marmor, Ziegel
Größe: 60 x 40 cm