Aquileia

Schon lustig: Da saß ich diese Woche nach – Moment: 12? – Jahren wieder in einem Bus auf Klassenfahrt. Ins 1,5 Stunden entfernte Aquileia, bedeutende Stadt des römischen Reiches, Unesco Weltkulturerbe, bekannt  für die besonders gut erhaltenen Mosaiken in der Basilika. Unser bunter Schülerhaufen (bunt sowohl was Alter, Herkunft und bisherige Erfahrungen angeht), drei Lehrkräfte sowie ein Archäologe, wir haben die Kathedrale angeschaut und den angeschlossenen Campanile sowie das Museo Archeologico Nazionale.

Basilika: 1300 m² frühchristliche Bodenmosaike

Die römisch-gotische Kathedrale von Aquileia ließ Bischof Theodorus im 4. Jahrhundert n. Chr. bauen. Sie ist eines der seltenen Beispiele von Bauwerken, die Zeugnisse verschiedener Zeitepochen beherbergen.

Im Inneren begegnen sich Kaiser Konstantin und Bischof Theodorus in der heute noch sichtbaren Inschrift, die sich in der Mitte eines riesigen Bodenmosaiks befindet. Diese frühchristlichen Mosaiken wurden erst 1909-12 aufgedeckt. Daraufhin wurde der gesamte Kirchenboden tiefer gelegt. Vier mal wurde die Kirche im Laufe der Jahrhunderte neu aufgebaut, jeweils auf den Resten der vorangegangenen. Beim letzten Neubau im 11. Jahrhundert wurde die neue Anlage nämlich auf einer ungefähr einen halben Meter dicken Erdschicht errichtet. Die theodorischen Mosaiken wurden deshalb geschützt gegen Wettereinflüsse und Beschädigungen anderer Art.

Das wichtigste Mosaik der ganzen Anlage ist im Hauptschiff der Kathedrale zu besichtigen. Es bedeckt den gesamten Boden der Basilika. Gut 760 m² Mosaik sind in ihrer Ganzheit zu sehen, einzig beschädigt durch zwei Säulen, die später errichtet wurden.

Das riesige Bodenmosaik ist aufgeteilt in 10 zusammen gehörende Felder. Die Steine sind nicht gefärbt, sondern wurden nach ihrer natürlichen Farbe ausgesucht. Der Mosaikboden ist übrigens nicht so eben und glatt, wie er teilweise auf den Fotos aussieht, sondern außerordentlich wellig.

Symbolik der Mosaiken: Victoria christiana und Jonaslegende

Im rechten Mittelfeld befindet sich die Victoria christiana, ein blondes Mädchen, Symbol für das siegreiche Christentum. Mit der rechten Hand reicht es einen Lorbeerkranz, in der Linken hält es einen Palmenzweig. Um sie herum befinden sich Blumen, Früchte und Weintrauben als Spenden für sie. Die klassische Siegesgöttin Nike oder Viktoria der Antike wurde hier sozusagen ins Christentum übersetzt. Diesen Vorgang einer christlichen Umprägung antiker Motive kann man auch in Ravenna und an vielen anderen frühchristlichen Stätten beobachten.

Ausschnitte aus der Jonaslegende sind das zentrale Thema des Mosaiks. Die Legende verweist auf die christologischen Motive Tod (Verschlucken des Jonas) Auferstehung (Ausspeien des Jonas) und Himmelfahrt (Traum des Jonas). Die Szene wird umrahmt von 12 Engeln, die lebensechte Fische aus dem Meer fischen.

Eines der Motive in den Achtecken des Bodenmosaiks ist ein Kampf zwischen einer Schildkröte und einem Hahn. Sie symbolisieren den ewigen Kampf zwischen Licht (Hahn) und Schatten (Schildkröte). Der Pokal oberhalb der Säule ist der Siegpreis und steht für das ewige Leben. Die Szene ist häufig in den heidnischen Religionen zu finden.

Auch die unterirdische Basis des Campanile kann besichtigt werden. Sie wurde zusammen mit den Mosaiken freigelegt. Auf Glasstegen könnt ihr das mittlerweile leicht wellige unterirdische Gelände besichtigen. Zu sehen sind 645 m² Mosaikboden mit geometrischen Formen und Tieren in betont ruhiger Haltung. Die Haltung steht für das friedlichen Zusammenleben im Geiste der neuen christlichen Religion. In der Fachliteratur diskutiert man vorsichtig darüber, welche Bedeutungen sich in den Bildern verdichten könnten. Denn aus dem frühen Christentum liegen nicht immer genaue Nachrichten über die Bildbedeutungen vor.

Museo Archeologico Nazionale: Funde aus den Thermen und Schmuckstücke

Man muss ein bischen suchen, bis man im Garten des Museums die Bodenmosaiken aus Privathäusern und Thermen findet. Vor allem das Schleifenmosaik ist sehenswert: es handelt sich um einen Fußboden von bemerkenswertem künstlerischem Wert mit einem Rebschössling und einem Efeuzweig, die mit einer Schleife verbunden sind (1. Jh. v. Chr.). Auch wunderschön anzusehen wegen seiner Details, der Darstellung von Licht und Schatten und dem Thema an sich: Das Triklinium Asaroton (1. Jh. v. Chr.), das einen von Essensresten gespickten Fußboden eines römischen Mals zeigt: Darunter Muscheln, Fischköpfe und Eierschalen.

Das Museum beherbergt unter anderem einige schöne Zeugnisse aus dem täglichen Leben der römischen Stadt. Es sind wirklich hübsche Dinge dabei: Ringe, Ketten, gravierte Gemmen (Inschriftsteine), Vasen etc. Solltet ihr euch anschauen. Ihr findet sie im Bereich „Vivere ad Aquileia nel IV secolo“ im obersten Stock.

Weitere Infos zu Aquileia findet ihr auf der Website des Tourismusverbandes der Region Friaul Julisch Venetien.

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