Mein Trip nach Ravenna letztes Wochenende war sehr aufregend. Nicht nur wegen der vielen Eindrücke aus den Ausstellungen. Leute aus aller Welt, die ich teilweise nur über das Internet kannte, liefen mir in einzelnen Locations teilweise alle zusammen über den Weg. Ich freue mich, mit vielen Namen nun ein Gesicht zu verbinden. Hier ein paar Ausstellungen, die mir besonders gut gefallen haben.
Soffio, CaCO3
Auf die Ausstellung von CaCO3 mit dem Titel Soffio im Museo Nazionale di Ravenna habe ich mich sehr gefreut. Die Werke spielen auf den langsamen Prozess an, den “Hauch”, mit dem Naturelemente Gestein und anderes Material stetig verändern. Aniko Ferreira da Silva, Giuseppe Donnaloia und Pavlos Mavromatidis, alle drei Absolventen der Scuola di Ristauro in Ravenna, spielen seit 2006 mit der Neigung einzelner tesserae und haben ihre ganz eigene Mosaikgrammatik erfunden. Interessante Effekte entstehen zusätzlich durch den Einsatz verschiedener Materialien. Falls ihr die Sala delle tecniche in der ersten Etage nicht findet, fragt euch durch.
Da una Lus Vëcia, Marco De Luca
In den Giardini Pensili und in der Cripta Rasponi kommen die Arbeiten des Künstlers, den ihr hier in einem meiner Videointerviews sehen könnt, sehr schön zur Geltung. Solltet ihr euch auch wegen des tollen Zusammenspiels seiner Werke mit der faszinierenden Location ansehen!
“Le quattro stagioni” – Marco De LucaSegnali dal limite, Andrej Koruza
Andrej Koruza hebt sich mit seiner Installation sehr von den sonstigen Beiträgen des Festivals ab. Die Installation spielt mit den Regeln des Mosaiks. Teilchen, Fuge und Movimento erhalten durch den Einsatz von ungewöhnlichem Material und verblüffender Mechanik eine neue Ästhetik. Chaos und Ordnung verschmelzen, es wirkt ein wenig als wollen die einzelnen Teilchen aus einem Ganzen herausbrechen. Mich lässt das Werk schaudern und staunen zugleich. Die Apparatur ist genial, ebenso wie das Konzept dahinter. Vom Künstler, der aus Slovenien stammt und die Scuola Mosaicisti del Friuli 2007 abgeschlossen hat, werde ich bald mehr berichten.
GAEM – Giovani Artisti e Mosaico
Die Ausstellung im mar zeigt die 10 Arbeiten, die es in die Endauswahl des Preises für junge Künstler geschafft haben. Mit dabei sind diesmal auch Mosaizm. Die Installation Gallaxizm ist eine Hommage an das Mausoleum der Galla Placidia. Während man im bekannten UNESCO-Weltkulturerbe in einen byzantinischen Sternenhimmel hinaufblickt, der für das Göttliche und die Erlösung steht, sind es in der Installation der GAEM-Nominierten Reflektionen von tausenden Steinchen, die das Überirdische nahe bringen. Die Mosaiksteine selbst sind in der Dunkelheit des Raumes kaum wahrnehmbar – und haben als spiegelnde Teilchen dennoch eine wichtige Funktion.
Der Mikrokosmos von Gallaxizm verdeutlicht auch sehr gut die Beziehung der Mosaizm-Mitglieder in der realen Welt. Verstreut in Italien, Frankreich, Deutschland und Kroatien ist jeder in einem anderen Umfeld unterwegs, welches selbst häufig Quelle der Inspiration für die Gruppe ist. Das Spiel mit Fuge und Raum, mit Lichtreflex und Sound – hierbei handelt es sich übrigens um das Weltraumrauschen aufgenommen von der NASA – ist hypnotisierend.
Die Gewinner des GAEM werden im Laufe des Festivals bekannt gegeben. Die ausgewählten Arbeiten werden weiterhin im Museum mar zu sehen sein, und zwar in der permanenten Ausstellung.
Opere dal Mondo
Die Vielfalt der Beiträge von 35 Künstlern aus der ganzen Welt lässt staunen. Techniken, Materialien und Themen sind sehr verschieden und sehenswert. Besonders toll fand ich die Arbeiten von Franc Paci (Italien), John Sollinger (USA), Marcela Torrealba Delgado (Frankreich) und Olivier Perret (Frankreich).
Das Festival läuft noch bis zum 24. November und es stehen weiterhin spannende Events auf dem Veranstaltungskalender. Ich werde weiter berichten.
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