Material 1&1: Zementkleber für die direkte Technik

Da ich immer wieder nach dem Kleber gefragt werde, den wir in der Schule für die direkte Technik nutzen, heute mal ein Artikel dazu.

Wenn ihr euch die Fotos anschaut, die ich im Bereich Spilimbergo 24/7 poste seht ihr, dass wir nicht direkt in ein Mörtelbett arbeiten, sondern unser Mörtelbett sozusagen aus einem Kleber geformt wird.

Hä? Ja, denn dieser Kleber auf Zementbasis ist ein Pulverkleber mit einem hohen Anteil an Zement. Gleichzeitig bildet der Zementkleber aber eben den Mosaikuntergrund.

Wir verwenden den Zementkleber in Kombination mit etwas Ziegelsand und einer elastifizierenden Latexdispersion (statt Wasser), die den Mörtel beständiger gegen Kälte und Belastung macht. Die Mischung ist daher für Mosaiken für den Innen- und Außenbereich geeignet. Die Aushärtungszeit beträgt je nach Untergrund etwa 2 – 4 Tage.

Produkte

In der Schule und in Italien allgemein ist eine Marke, die mit M anfängt und apei aufhört allgegenwärtig. Weil wir hier fast ausschließlich mit diesen Produkten arbeiten, bin ich verführt, deren Namen 1:1 an euch weiterzugeben. Damit hier aber nicht der Eindruck entsteht ich mache Schleichwerbung, gibt es die Produkte zweier anderer Hersteller mit auf den Weg. Je nachdem, wo ihr euch befindet, sind diese sicherlich einfacher aufzutreiben.

MAPEI
Mapei Kerabond (gibt es in Grau und Weiß) + Mapei Isolastic
Weitere Infos auf mapei.com.

KNAUF
Knauf Bau- und Fliesenkleber C1TE + Knauf Kleber- und Boden-Elast.
Weitere Infos auf knauf.de.

LATICRETE
Laticrete Permacolor grout + Laticrete 4237 Latex
Weitere Infos auf laticrete.com.

Anrühren

1 Teil Latexdispersion mit ca. 3 Teilen Zementkleber vermischen, bis eine Zahnpasta ähnliche Konsistenz entsteht. Die Masse darf nicht zu feucht und nicht zu trocken sein. Wenn sie genau richtig ist glänzt sie, aber suppt nicht.

Farbigen Mörtel kann man übrigens sehr leicht durch Hinzufügen von Farbpigmenten oder Ziegelsand herstellen. Sparsam verwenden (max. 7 %), da sonst die Klebefähigkeit beeinträchtigt wird!

Verarbeitung

Wir nehmen mit jedem Teilchen ein wenig Kleber auf (mithilfe einer Pinzette) und formen damit gleichzeitig ein möglixhst geschlossenes Mörtelbett. Es werden dabei also die Steine miteinander verklebt und ein Untergrund für das Mosaik geschaffen. Wobei die Steine ca. 2/3 im Kleber stehen sollten – ein wenig wie eure Zähne im Zahnfleisch.

Zur Verarbeitung des Klebers habt ihr ca. 8 Stunden Zeit. Wenn der Kleber ein wenig fester wird, könnt ihr ihn mit ein paar Tropfen Latexdispersion wieder geschmeidig rühren.

Je nach Größe des Mosaiks sollte dieses im Nachhinein mit einem Netz verstärkt werden und / oder auf einen stabilen Untergrund gebracht werden. Siehe nächster Punkt.

Untergrund / Stabilisierung des Mosaiks

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das mit dem hier beschriebenen Zementkleber entstandene Mosaik zu stabilisieren.

Direkt auf festem Untergrund arbeiten

Die einfachere Möglichkeit: Ihr klebt direkt mit dem oben beschriebenen Zementkleber auf einen stabilen Untergrund. Geeignet sind Holzplatten wie MDF für den Innenraum oder die sehr leichten und flexiblen Wabenkern- oder Sandwhichpaneelen für den Außenbereich. Sollte das Holz zu glatt sein, könnt ihr es vor dem Mosaiklegen mit einem Cutter einritzen.

Arbeiten auf provisorischem Untergrund mit späterer Fixierung

Das machen wir hier hauptsächlich: Nämlich entweder 1.) auf einem Netz in passender Maschenweite arbeiten (je nach Größe der Tesserae auswählen). Das Netz, unter das eine Nylonfolie gelegt wird,  verbindet sich hier mit dem Zementkleber zu einem festen Untergrund. Selbst wenn das Mosaik bricht werden seine Teile vom Netz zusammen gehalten. Oder 2.) direkt auf dem Nylon bzw. Polyethylen arbeiten. Das Mosaik löst sich nach Trocknen des Klebers von selbst, ist also noch nicht weiter stabilisiert.

Das fertige Mosaik wird dann nachträglich zur Fixierung auf den festen Untergrund geklebt. Auch dafür könnt ihr den Zementkleber verwenden.

Ihr habt Fragen? Oder Anmerkungen? Ich freue mich auf eure Kommentare!

direkte_technik

 

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4 Comments

  1. says: Robert

    Hallo Miriam!

    Deine Beitraege sind einfach super, denn sie helfen mir weiter, wenn mich Sachen interessieren, die ich in Buechern und im Internet nicht finden kann. Natuerlich verbreite ich deine tollen Artikel im Facebook und auf Twitter weiter, denn sie verdienen es wirklich.

    Meine Frage ist, ist diese Zementklebermischung auch fuer Aussenbereiche wo mit Stein gearbeitet wird, brauchbar? Ich habe naemlich Bedenken, denn hier in Slowenien ist natuerlich im Winter das Eis, dass das Mosaik beschaedigen kann, ein Problem, oder siehst du das anders?

    Liebe Gruesse,

    Robert

  2. says: miriam

    Hallo Robert,

    schön, dass dir die Beiträge hier im Blog bei deinen Projekten weiterhelfen! Und herzlichen Dank fürs Teilen :-)

    Zu deiner Frage bezüglich der Nutzung des Zementklebers im Außenbereich: Durch die Latexdispersion in der Zementmischung ist der Kleber auch für den Außenbereich nutzbar, denn er führt dazu, dass das Mosaik flexibel bleibt, auch bei Temperaturschwanken unter Null Grad. Allerdings kann ich dir keine Garantie geben, dass das Mosaik auch über die Jahre den Wettereinwirkungen stand hält. Wenn einmal Wasser unter die Oberfläche gedrungen ist und sich auch nur ein Steinchen löst, dann zieht das meist weitere nach sich. Auch hängt es natürlich davon ab, welche Position das Mosaik hat, ob es vom Regen geschützt ist , auf der Nordseite liegt (Moosbewachs möglich) und direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt (hier muss man beachten, dass manches Material „ausbleicht“). Das Thema ist sehr komplex und auch ein wenig ein Leidensthema. Auch sehr gut gearbeitete Oberflächen müssen im Außenbereich meist von Zeit zu Zeit restauriert werden. Wenn du mir mehr über die Gegebenheiten sagen kannst, kann ich vielleicht konkreter werden.

    Viele Grüße
    Miriam

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