10 Tipps für das Arbeiten mit dem Mosaikhammer

Mosaikhammer Tipps und TricksVor einiger Zeit wurde ich gebeten, hier im Blog ein paar Tipps für die Arbeit mit dem Mosaikhammer zu posten. Zwar bin ich erst ein paar Monate hier an der Mosaikschule, aber die essentiellen Dinge hinsichtlich der Arbeit mit dem wunderbaren Werkzeug gebe ich gerne schon mal an euch weiter. Die ersten Punkte zur Haltung und Atmung mögen ein wenig merkwürdig erscheinen. Aber ich merke sehr häufig wie viel es ausmacht, wenn ich das dort Erwähnte aus den Augen lasse.

Was die Tipps weiter unten angeht: Ich glaube, dass jeder Mosaicista ein paar eigene Kniffe für das Arbeiten mit der Martellina hat. Und das ist auch gut so. Wir sind ja keine Roboter. Probiert also am besten selbst, was geht und was nicht. Und wie es sich auswirkt, wenn ihr den Winkel des Hammers, des Steinchens oder eure eigene Position ändert. Viel Spaß!

 

10 Tipps für das Arbeiten mit dem Mosaikhammer

1. Aufrechte Haltung

Wird kolossal unterschätzt: Eine gerade Haltung. Als Kartoffelsack ist es doppelt schwer, einen ordentlichen Schnitt zu machen. Und eurem Rücken tut das auf Dauer auch nicht gut. Achtet darauf, einen langen Rücken zu machen, den Oberarm am Oberkörper zu halten und nur mit dem Unterarm zu arbeiten.

2. Schutzbrille tragen

Wenn ihr nicht irgendwann einen Glassplitter im Auge haben wollt, tragt unbedingt eine Schutzbrille! Ich weiß, ich finde die Plastikdinger auch unbequem. Deshalb bin ich froh, eine „normale“ Brille zu besitzen, die ordentlich sitzt. Falls euch die Plastikmodelle aus dem Baumarkt nicht gefallen, holt euch einfach beim Optiker ein normales Brillengestell mit Fensterglas.

3. Ruhig atmen

Wer angespannt ist, hält gerne den Atem an. Dann will einfach gar nichts gehen. Probiert mal ruhiger in der Atmung zu werden und beim Ausatmen den Hammer sinken zu lassen. Kann Wunder wirken.

4. Richtige Ausrichtung

Scheint auch trivial, ist es aber nicht: Wenn ihr zu weit entfernt vom Holzstamm (Ceppo) seid, dann kann der Hammer nicht im richtigen Winkel aufschlagen (siehe auch Punkt 7). Ebenso verhält es sich mit Hammer und Spaltkeil (Tagliolo). Die Schneidefläche des Hammerkopfes muss die gleiche Ausrichtung haben wie die Oberfläche des Tagliolo. Ein bisschen so wie euer Ober- und Unterkiefer, wenn der Mund geschlossen ist.

5. Gewicht des Hammers nutzen

Auch wenn so mancher Stein ein härteres Schlagen erfordert und damit auch mehr Kraftaufwand für euch bedeutet: Bloß nicht mit zu viel Wucht auf das Material einschlagen. Im Gegenteil: Versucht immer erst, nur das Gewicht des Hammers für den Schlag zu nutzen. Also eher fallen lassen, als zuschlagen. Sonst schlägt der Hammer direkt auf dem Tagliolo auf und ihr riskiert, dass die Widiabeschichtung des Hammers ruiniert wird.

6. Überlegt Arbeiten

Wenig Abfall produzieren

Am Anfang tendiert man dazu, einfach mal drauf los zu schlagen und zu schauen, was so an brauchbaren Teilchen dabei rum kommt. Sobald das erste Kilo Material dahin ist, und der „Abfallhaufen“ größer als die brauchbaren Steine, macht man sich aber zu Recht Gedanken. Also stellt euch immer erst die Frage: Wie groß ist die Fläche meines Mosaiks? Wie teile ich sie in ungefähr gleichgroße Teile ein? Welche Maße hat mein Ausgangsmaterial? Und wie teile ich es mit möglichst wenig Abfall in die passende Form? (Wenn ich Smalten in 1 cm x 2 cm habe, sollte ich mir diese Ausgangsmaße zu Nutze machen: z.B. mit Teilchen, die im Schnitt 1 cm x 1 cm groß sind; oder 0,5 cm x 1 cm usw.)

Prototyp anlegen

Manchmal verliert man auf Dauer aus den Augen, wie groß bzw. hoch die Steine ungefähr sein sollten. Komischerweise tendiert man meistens dazu, immer kleinere Teile zu schlagen. Hilfreich ist es, sich zur Orientierung ein paar „Prototypen“ anzulegen.

Alle Seiten brauchbar gestalten

Je „ordentlicher“ die Steine, desto zügiger seid ihr nachher in der Umsetzung des Mosaiks, weil ihr eine bessere Auswahl habt. Versucht daher, Teile zu schlagen, die viele „saubere“ Seiten haben, damit ihr sie in unterschiedlicher Ausrichtung nutzen könnt. Das gilt natürlich weniger für moderne Techniken oder spontanes Arbeiten, sondern vielmehr für traditionelle Mosaiken und solche, bei denen immer gleiche Formen zum Einsatz kommen und man daher vorab Material vorbereiten kann.

7. Geometrische Formen sauber schlagen

DreieckeMosaik_dreiecke_schlagen

Um Dreiecke zu schlagen, formt erst einen rechteckigen Quader. Schlagt diesen dann diagonal in zwei Teile. Ich weiß, ihr werdet sagen: Das macht doch keinen Sinn. Wie soll ich denn da zwei Dreiecke draus schlagen, ohne dass die Ecken krüppelig aussehen? Es geht! Wichtig ist, dass die Oberfläche des Quaders so eben wie möglich ist und ihr möglichst gerade mit der Fläche des Hammers auf den Stein schlagt. Falls ihr ein gleichschenkliges Dreieck braucht, einfach eine Ecke wegschlagen.

FünfeckeMosaik_fünfecke_schlagen

Hierfür wie in der Zeichnung von einem Quader drei Ecken in Winkeln wegschlagen, die zur gewünschten Form führen. Und nicht verzweifeln: Die Fünfecke sind hartnäckig.

Quader oder Pyramide?

Je nachdem in welcher Technik euer Mosaik umgesetzt werden soll, benötigt ihr Teilchen, deren Ober- und Unterseite gleich geformt sind oder solche, die sich zur (klebenden) Unterseite hin wie Pyramiden verjüngen.

Mosaik_quader_schlagenBei der indirekten Technik zum Beispiel bleibt bei den Pyramiden zwischen den Teilchen genügen Platz für den Zement, der die Steine später zusammenhält.

Um Steine in Form eines Quaders bzw. mit gleicher Ober- und Unterseite zu schlagen, achtet auf einen 90 Grad Winkel beim Schlagen (siehe Bild rechts oben).

Um Steine in Form einer Pyramide zu schlagen, gibt es zwei Möglichkeiten:

Mosaik_pyramide_schlagen

1.) Den Winkel des Hammers beim Schlagen so verändern, dass ihr aus dem Rohmaterial sofort einen Stein mit schrägen Seiten schlagt. Der Hammer macht dabei keinen 90 Grad Schnitt, (Bild rechts oben) sondern eher 70 Grad (Bild rechts unten). Erfordert ein wenig Übung, ist dann aber um so effektiver.

2.) Den bereits quaderförmigen Stein auf der Holzfläche des Ceppo so nachbearbeiten, dass ihr nach und nach zur gewünschten Form gelangt.

Hierfür den Stein umdrehen, direkt auf der Fläche des Ceppo zu euch hin kippen, (so dass der Stein nur auf einer langen Seite steht) und die Schrägen der Pyramide abschlagen. Das ist am Anfang etwas frickelig und insgesamt mehr Aufwand. Leider lässt sich dieser Prozess schlecht illustrieren, daher werde ich demnächst ein kurzes Video dazu posten.

8. Geduldig sein

Um präzise Formen zu schlagen, braucht es Übung. Erwartet nicht, dass ihr nach zwei Stunden perfekte Dreiecke schlagen könnt. Erste Erfolge stellen sich aber schnell ein. Verlasst euch auf euren gesunden Menschenverstand und nehmt euch Zeit, die Beschaffenheit des Materials besser kennen zu lernen. Ihr werdet sehen, dass ihr bald routinierter mit dem Hammer umgehen könnt und eure Schnitte keine Zufallstreffer mehr sind.

9. Hammer sicher ablegen

So mancher – unter ihnen meine Wenigkeit – hat sich schon geärgert, wenn der Hammer wegen unachtsamen Ablegens auf dem Fußboden gelandet ist und die Schneidefläche eine Katsche bekommen hat. Denn wenn die Widiabeschichtung ruiniert ist, muss der Hammer neu geschliffen werden. Und wer keine entsprechende Schleifmaschine im Haus hat, muss hierfür einige Euros investieren. Abgesehen davon wollt ihr ja lange etwas von eurer Martellina haben. Also immer schön aufpassen, dass sie sicher liegt.

10. Dehnen

Schon nach wenigen Monaten intensiver Arbeit mit dem Hammer kann ich nur empfehlen: Dehnt euch so oft ihr die Zeit dazu findet!  Handgelenke, Rücken und Co. werden es euch danken.

 

Ihr habt weitere Tipps und Tricks oder Fragen zum Umgang mit dem Mosaikhammer? Ich freue mich auf euer Feedback!

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13 Comments

  1. says: Günter Bruchof

    Hallo Myriam, ich hätte noch 2 weitere Anmerkungen für den Umgang mit Hammer und Spaltkeil, die ich gerne anbringen möchte:

    1. ) Nach jedem Schlag den Hammer auf dem Holzblock aufsetzen und nicht etwa in der Luft halten. Das hilft, der Ermüdung des Armes vor zu beugen.

    2.) Nicht Widea auf Widea! Wenn der Hammer eine Wideaeinlage hat und man damit auf einen Widea-Spaltkeil schlägt, geht der Hammer in kurzer Zeit kaputt. Besser ist ein Spaltkeil aus normalem Stahl, den man sich auch selber mit einem Schleifgerät ( Die sind nicht teuer) oder besser noch mit einem Nass- Schleifgerät schärfen kann.Im übrigen kann man genau so gut auf einem rund geschlagenen Spaltkeil arbeiten. In Spilimbergo habe ich nur solche Keile gesehen.
    Den Wideahammer bringe ich zum Schärfen einmal im Jahr zum Steinmetzen und er schleift in mir für ein paar Euro in die Kaffekasse.

    Liebe Grüße ,Günter

  2. says: miriam

    Danke, Günter! Das sind sehr hilfreiche Tipps von dir.

    zu 1.) Das mit dem Hammer Ablegen ist mir am nächsten Tag auch noch als Hinweis eingefallen. Ich mache das ganz automatisch inzwischen. Ist tatsächlich wichtig, um die Muskeln zu schonen.
    zu 2.) Auch in der Schule sagen sie, dass ein Widia-Keil völlig unnötig und zu teuer ist und den Hammer eher ruiniert. Zu Holzblock, Spaltkeil und Co. schreibe ich demnächst übrigens einen extra Artikel. Deinen Hinweis zum Schleifen werde ich dort gerne aufnehmen, danke für deinen Input!

    Liebe Grüße, Miriam

  3. says: Annette Brenner

    Danke für diese 10 Tipps Miriam, die sind sehr hilfreich und wertvoll, und danke Günter für den Tip den Hammer beim Steinmetz schleifen zu lassen. Miriam ich würde gerne wissen bzw. lernen wie man den Hammer selber schleift und auf was ich da achten muss.
    Viele Grüße, Annette

    1. says: miriam

      Hallo Annette, schön dass du die Tipps zum Umgang mit der Martellina hilfreich findest. Ich schaue mal, dass ich das mit dem Schleifen des Hammers in Erfahrung bringe. Bei einer Widia-Beschichtung ist das wohl nicht so einfach. Oder es wird hier einfach ein wenig Brimborium drum gemacht.
      Ich melde mich bei dir, wenn ich einen Beitrag dazu poste. Danke für deinen Input!
      Liebe Grüße,
      Miriam

  4. says: Jean

    Hallo Miriam,
    ich habe gerade angefangen mit einem Mosaikhammer zu arbeiten – die Tipps sind sehr hilfreich. Bislang habe ich einen Hammer von Bekannten verwendet, jetzt möchte ich einen für mich kaufen. Kannst du mir beraten, welches Gewicht am besten ist (ich bin eine eher zierliche Frau, wenn das einen Unterschied macht)? Ist noch etwas zu beachten (ich habe Günters Tipp bereits vermerkt)? Kannst du eine Quelle in Italien empfehlen?
    Danke sehr,
    Liebe Grüße
    Jean

    1. says: miriam

      Hallo Jean,
      das Gewicht sollte zu dir passen. Wenn du eher zierlich bist, würde ich eher zu einem mittelschweren Hammer greifen. Allerdings gewöhnt man sich recht schnell an das Gewicht, und mir gefällt ein schwererer Hammer (ich habe die 950 Gramm Version) persönlich besser. Wenn du mir über das Kontaktformular deine Mailadresse zukommen lässt, schicke ich dir ein paar Adressen für den Kauf eines Hammers. Ich möchte hier ungern Schleichwerbung machen :-).
      Liebe Grüße, Miriam

  5. says: Gudrun Putze-Meier

    Hallo Miriam,

    seit einigen Jahren begeistere ich mich für Mosaiken und stelle welche für den Eigenbedarf her. Einen großen Teil meines Wissens habe ich mir aus Büchern angeeignet oder aus dem Internet. Daher vielen Dank für Deinen Blog.
    Mit Hammer und Spaltkeil hab ich noch nie gearbeitet.
    Ist es denn sinnvoll, Smalten von z.B. 1×2 cm mit dem Hammer zu zerteilen? Das geht doch auch mit einer Zange. Ist das Ergebnis besser? Oder seid Ihr Profis einfach mit diesem Werkzeug ausgerüstet, könnt gut damit umgehen und benutzt es dann auch?
    Es wäre toll, wenn ich eine Antwort bekäme.
    Weiterhin viel Spaß beim – ja wie ist denn das Verb für ‚Mosaike erstellen‘?
    Gudrun

    1. says: miriam

      Liebe Gudrun,

      danke für deinen Kommentar. Und toll, dass du ganz auf dich alleine gestellt Mosaik machst!

      Ob Hammer oder Zange sinnvoller ist beim Smalten schneiden ist eine gute Frage. Wir arbeiten hier in der Schule gar nicht mit der Zange. Ich denke, das ist tatsächlich eine ethische Frage. Nach dem Motto: Wer mit dem Hammer umgehen kann, braucht keine Zange. Und sie wollen uns ja genau das hier beibringen. Auch um vergleichen zu können (wir werden ja benotet) ist ein einheitliches Werkzeug sicher nötig.

      Wenn man den Hammer gut beherrscht, kann man unglaublich präzise damit arbeiten (auf den Millimeter genau, Ecken abspalten, in gewissen Winkeln schlagen etc). Manches davon ist mit der Zange vielleicht schwieriger umzusetzen, aber ich denke das liegt im eigenen Ermessen, womit man besser klar kommt.

      Es spricht also überhaupt nichts dagegen, zum Arbeiten mit Smalti oder anderem Material eine Zange zu benutzen. Ich kenne auch viele Künstler und Handwerker, die zwischen beidem wechseln.

      Ich hoffe, deine Fragen sind damit beantwortet?

      Viele Grüße und auch dir viel Spaß weiterhin beim Mosaik machen!
      (‚Mosaiken‘ hätte ich noch im Angebot, gefällt mir aber gar nicht. Also bleiben wir besser beim Mosaike erstellen oder machen :-))
      Miriam

  6. says: Johannes

    Hallo Miriam,

    tolle Seite, die du hier aufgebaut hast. Sind wirklich sehr lehrreiche Anmerkungen und tutorials dabei. Ich werde mich demnächst an mein erstes Mosaik machen und mal sehen, ob ich dafür eine Begabung habe. Was haltet ich eigentlich von mosaizieren, anstelle von Mosaike erstellen ? ;)
    Liebe Grüße
    Johannes

    1. says: miriam

      Hallo Johannes, danke! Schön zu hören, dass dir mused gefällt! Mosaizieren klingt gut :-)
      Viel Spaß dabei!
      Liebe Grüße
      Miriam

  7. says: Kurt Westphal

    Hallo

    Du hattest jemanden in den Kommentaren angeboten ein paar Lieferanten für das Werkzeug zu nennen. Das war 2014. Gilt das noch? Nach einem Besuch in Pompeii wollen wir uns ein kleines, flaches Wasserbecken mit Mosaik im Garten anlegen.

    Gruß
    Kurt

    1. says: miriam

      Hallo Kurt,

      ach wie schön, Pompeii. Ihr könnt den Hammer bei mosaikladen.de, xinamarie.com oder mosaictrader.com bestellen.

      Viele Grüße und ganz viel Spaß!
      Miriam

  8. says: Richard

    Es ist interessant, über die Arbeit mit einem Mosaikhammer zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, alle Fähigkeiten schnell zu erlernen. Talent muss man wohl auch haben!

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